Traditionelle Chinesische Akupunktur
(kurze Betrachtung des Yin und Yang)

Das Verständnis der Organfunktionen reicht aus traditionell chinesischer Sichtweise weit über das der westlichen Medizin hinaus.

So ist z. B. die Niere (gehört mit der Blase zum Element Wasser) nicht nur verantwortlich für die Ausscheidung giftiger Substanzen, sondern darüber hinaus als Sitz der Lebensenergie (des Chi) mit einer Vielzahl von Steuerfunktionen für den Organismus betraut.
Sie steht in direktem Zusammenhang mit Knochen, Gehirn und Nervensystem und steuert Fruchtbarkeit und den Menstruationszyklus der Frau.
Auf Gefühlsebene besteht eine Verbindung zur Angst.
Gesundheit bedeutet für die Niere, wie für jedes andere Organ oder Organsystem einen ausgewogenen Fluß von Chi (Lebensenergie), was gleichbedeutend ist mit einem ausgewogenen Verhältnis von Yin (Substanz) und Yang (Funktion).

Das Chi der Niere fließt nun aber nicht nur isoliert im Organ selbst, sondern auf einer langen Strecke auf der Körperoberfläche im zugehörigen Nierenmeridian, der mit den Meridianen aller anderen Körperorgane ein dichtes Netz bildet und mit diesen in Verbindung steht.

Wir stellen uns das Meridiansystem als ein Kanalnetz vor, das die einzelnen Organe des Körpers miteinander verbindet und mit lebensnotwendigem Chi (bestehend aus Yin und Yang) versorgt.
Da durch dieses Kanalsystem die Lebensenergie (Yin und Yang) von einem Organ zum Nächsten weitergeleitet wird, kann man sich gut vorstellen, daß es bei einer «Verstopfung» (Blockade von Yin oder/und Yang) in einem Organ zum Ungleichgewicht sowohl des voranstehenden als auch des nachfolgenden Organs kommen kann bzw. irgendwann kommen muss.

Mit diesen Verbindungen der Organe werden plötzlich Zusammenhänge erklärbar, die der westliche Mediziner bislang nur als Syndrome beschreiben konnte, für die er aber keine überzeugenden Erklärungsmöglichkeiten bereit hatte.
Beim sogenannten Reiter-Syndrom z. B., das zum rheumatischen Formenkreis gerechnet wird, besteht sowohl eine Harnröhrenentzündung (Urethritis), als auch eine Gelenkentzündung (Arthritis), als auch eine Bindehautentzündung (Conjunctivitis).

Betrachten wir unser Kanalsystem, so können wir leicht nachvollziehen, daß es bei einer längerdauernden Harnwegsentzündung (was gleichbleibend ist mit einer Yang-Flutwelle im Kanalsystem der Niere und der Blase) auch im nachfolgenden System der Leber und Gallenblase (gehörend zum Element Holz, zuständig für Gelenke und Augen) zu einer Yang-Überschwemmung (= hier Entzündung) kommen kann.

Zum Glück verfügt das Kanalsystem unseres Körpers über eine Vielzahl von Schleusenanlagen (in Form von Akupunkturpunkten), über die der erfahrene Akupunkteur einen Ausgleich der Energien vornehmen kann.
Es ist leicht einzusehen, daß es in vorliegendem Fall nicht unbedingt damit getan ist, die Yang-Überflutung der Niere durch die Feuerwehr abpumpen zu lassen, vielmehr muss die Ursache der Yang-Überflutung, die in einem ganz anderen Organsystem liegen kann, gefunden werden um den Organismus zu heilen.

So ist es für jeden Akupunkteur unbedingt notwendig vor der Behandlung zur Diagnosestellung zusammen mit dem Patienten alle (!) (siehe Diagnostik und Dokumentationssystem) Organsysteme zu checken. Eine wertvolle Hilfe bietet hier die Puls- und Zungendiagnostik.

Erst wenn die Energiesituation des Patienten als Gesamtbild vorliegt, kann der Therapeut entscheiden welche Ursache-Wirkprinzipien bestehen und welche Akupunkturpunkte genadelt (Schleusen geöffnet) .